Texte (deutsch)

07.07.2011, Instituto Cervantes
Rede anlAi??sslich des Internationalen Symposiums zu GefAi??ngnistheater
ai??zKnast & Theaterai??? von aufBruch und Instituto Cervantes am 7. Juli 2011
Gisela von der Aue, Justizsenatorin Berlin

ai??zSehr geehrte Damen und Herren, liebe Theaterfreunde,
gern bin ich der Bitte gefolgt, zum Internationalen Symposium zum Thema GefAi??ngnistheater ein GruAYwort zu sprechen. Ich freue ich mich sehr, Sie alle zu dieser einzigartigen Veranstaltung begrA?AYen zu kAi??nnen und darf besonders unsere auslAi??ndischen GAi??ste in Berlin

herzlich willkommen heiAYen.
Ihr Symposium feierlich zu erAi??ffnen, ist mir deshalb eine besondere Freude, weil ich selbst groAYer Fan des GefAi??ngnistheaters bin. Allein in der nAi??chsten Woche werde ich mir gleich zweimal das aktuelle StA?ck unseres GefAi??ngnistheaters aufBruch in der Justizvollzugsanstalt Tegel ai???Don Quichoteai??i?? anschauen. Ich habe dem Programm entnommen, dass auch Sie morgen die Gelegenheit nutzen kAi??nnen, dieses StA?ck zu sehen. Die letzte Theaterproduktion von aufBruch in der Jugendstrafanstalt Berlin habe ich vor einigen Monaten ebenfalls besucht. Ich darf Ihnen damit verraten, dass ich weit Ai??fter im GefAi??ngnistheater zu Besuch bin als in den vielen schAi??nen TheatersAi??len, die Berlin auAYerhalb der GefAi??ngnismauern zu bieten hat.
Wie vielschichtig und wichtig das Gefangenentheater A?ber die

Grenzen von LAi??ndern und Kontinenten hinweg ist, beweisen Sie mit diesem Internationalen Symposium. Dass Sie ohne Probleme A?ber vier Tage mit einem spannenden Programm fA?llen kAi??nnen, spricht fA?r sich. Mit Ihrer Veranstaltung rAi??umen Sie dem Gefangenentheater einen Stellenwert ein, den es zweifellos verdient und der auch in der Ai??ffentlichkeit und von den Medien wahrgenommen wird. Dass vor wenigen Wochen fast alle Berliner Zeitungen A?ber die Premiere von ai???Don Quichoteai??i?? berichtet haben, ist nur ein Beispiel des zunehmenden Medieninteresses.
Bei der Verleihung des George-Tabori-FAi??rderpreises an das Berliner KA?nstlerteam des GefAi??ngnistheaters aufBruch vor knapp 6 Wochen fielen Worte des Lobes, die den besonderen Wert des GefAi??ngnistheaters auf den Punkt bringen: Das GefAi??ngnistheater mache ai???AuAYenseiter der Gesellschaft zu Protagonisten von Kunst und Kultur sowie geschlossene und unbekannte Orte Ai??ffentlich zugAi??nglichai??i??.

Genau darin liegt auch die Herausforderung des Gefangenentheaters. Um zwischen den Welten inner- und auAYerhalb der GefAi??ngnismauern kA?nstlerisch zu vermitteln, mA?ssen auf beiden Seiten Vorbehalte und Vorurteile abgebaut und A?berwunden werden. Die Zuschauer mA?ssen sich fA?r einige Stunden auf eine Welt innerhalb der GefAi??ngnismauern einlassen. Die Berliner Morgenpost schrieb hierzu Anfang der Woche: ai???Ohne leichten Grusel geht es nicht ab, aber das sollte einem der Ausflug zum GefAi??ngnistheater ai???aufBruchai??i?? schon wert sein: metallene Eingangsschleusen, kleine SchlieAYfAi??cher, in denen selbst Kaugummis warten mA?ssen, GanzkAi??rpervisitationen, Passfotovergleich mit strengem Blick.ai??i?? SelbstverstAi??ndlich ist das erstmalige Betreten eines GefAi??ngnisses fA?r die Zuschauer aufregend oder gar gruselig. Beim GefAi??ngnistheater geht es aber nicht darum, einfach nur an einem geheimnisvollen und unbekannten Ort zu spielen. Vielmehr setzen die Theaterproduktionen die Aussagekraft der sorgfAi??ltig ausgewAi??hlten StA?cke mit dem jeweiligen AuffA?hrungsort in ein spannendes VerhAi??ltnis und erzeugen dabei eine ganz eigene AtmosphAi??re. Das Gesamtkunstwerk entsteht gerade aus der Interaktion zwischen Thema, Schauspielern und AuffA?hrungsort.
Gefangenentheater kann unter bestimmten Voraussetzungen jedoch auch auAYerhalb der GefAi??ngnismauern stattfinden. So arbeitet die Justizvollzugsanstalt fA?r Frauen Berlin regelmAi??AYig mit der freien Theatergruppe ai???Kollektiv VolkArtai??i?? zusammen und tritt mit den inhaftierten Frauen seit vielen Jahren erfolgreich auch auAYerhalb der Anstalt in Ai??ffentlichen Theatern auf. Dabei werden StA?cke mit den inhaftierten Frauen eigenstAi??ndig erarbeitet. Die Frauen fA?hren bei diesem Projekt kein ai???fertigesai??i?? StA?ck auf. Die Besonderheit dieser AuffA?hrungen liegt vielmehr darin, dass sich das StA?ck dynamisch entwickelt und die inhaftierten Frauen ihre eigene PersAi??nlichkeit und Biographie in die AuffA?hrung einbringen.
So vielfAi??ltig Projekte des Gefangenentheaters auch sein kAi??nnen, so dA?rften die besonderen Herausforderungen doch allen gemeinsam sein. WAi??hrend der Proben mA?ssen immer wieder schwierige Phasen durchschritten werden. Es kommt immer wieder vor, dass Gefangene die Arbeit kurzfristig abbrechen wollen, z. B. weil sie sich A?berfordert fA?hlen oder Spannungen innerhalb der Gruppe auftreten.

Hier ist es wichtig, diese Gefangenen nicht aus der Gruppe auszuschlieAYen, sondern den Konflikt zu beseitigen und sie in das Projekt ai???zurA?ckzuholenai??i??.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Aufgabe fA?r die Leiter und Betreuer der Theaterprojekte nicht immer einfach ist und oft Nerven kostet. Ich mAi??chte die Gelegenheit daher nutzen, allen Beteiligten, die sich trotz der enormen Herausforderungen so engagiert fA?r das Gefangenentheater und die inhaftierten Menschen einsetzen, meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen. Ohne Ihre wertvolle Arbeit wA?rde das Gefangenentheater seine kleinen und groAYen Erfolge nicht feiern kAi??nnen. Nun aber wA?nsche ich Ihnen ein interessantes Symposium mit vielen weiterfA?hrenden Erkenntnissen und viel SpaAY am fachlichen und persAi??nlichen Austausch.ai???


07.07.2011, Instituto Cervantes
BESTANDSAUFNAHME des PhAi??nomens GefAi??ngnistheater
Agnes Bohley, Dozentin am Institut fA?r Theaterwissenschaft an der Freien UniversitAi??t Berlin
(Protokollantin: Anne Lena Mattigk)

[Applaus]

Ich fasse mich kurz, weil wir nicht viel Zeit haben.

AufBruch hatte mich gebeten, ein paar Worte zur heutigen ErAi??ffnung zu sagen. Und ich habe leider, leider gleich spontan zugesagt und erst danach A?berlegt und habe gedacht:
ai??sOh Gott, worauf habe ich mich da eingelassen? Es ist das erste Mal, dass ich vor einem Fachpublikum dieses PhAi??nomens spreche.ai??i?? Sonst spreche ich eher vor Theaterwissenschaftlern, die sich damit nicht so viel auseinandersetzen. Was soll ich euch sagen ai??i?? ihr macht es alle selbst! Also ihr wisst, wovon die Rede ist. Dann habe ich lange A?berlegt: ai??sWas mache ich?ai??i?? Und dann stand in diesem Programm, ich mache eine Bestandsaufnahme zum PhAi??nomen GefAi??ngnistheater. Und ich habe gedacht: ai??sNee!ai??i??, weil ai??i?? ihr macht ja eure Bestandsaufnahme sowieso hier und stellt euch gegenseitig vor. Also ich muss jetzt hier keine Projekte vorstellen und auch keine anderen Kaninchen irgendwie aus dem Hut zaubern. Und darum hab ich gedacht: Ich wA?rde lieber die Zeit nutzen, um so ein paar Fragen zu stellen, die vielleicht so oder auch in anderer Form in den nAi??chsten Tagen wichtig sein kAi??nnten, und um die einfach noch einmal ein bisschen zu bA?ndeln und zu artikulieren, damit man einen Fragenkatalog hat, der so im Raum stehen kAi??nnte. Ich sage gleich dazu, ich werde nicht A?ber das PhAi??nomen GefAi??ngnistheater sprechen. Ich sage dazu spAi??ter auch noch etwas, warum ich das nicht mache. Ich werde jetzt auch nicht A?ber die ReibungsflAi??che zwischen SA?damerika und Europa sprechen, weil, das glaube ich, werdet ihr alle machen in den nAi??chsten Tagen. Aber ich mA?sste, wie gesagt, so ein paar Fragen formulieren.

Anfangen mAi??chte ich bei den Bestandteilen des WortungetA?ms ai??zGefAi??ngnistheaterai???. Also bei ai??zTheaterai??? und ai??zGefAi??ngnisai???. ai??zKnast & Theaterai???, der Titel des Symposiums, lAi??sst den Deutungsrahmen dessen, was hier in den nAi??chsten Tagen diskutiert werden kann und soll, dankenswerterweise wunderbar offen.

[Beamer zeigt den Innenhof der JVA Tegel mit BA?hnenaufbauten]

Hier hinten ist ein Bild zu sehen von einer Theaterkulisse in einem GefAi??ngnis. Was macht diese Kulisse dort? Wie ist sie dort hingekommen? Was ist ihr Zweck an diesem Ort?

Wenn Menschen meiner Umgebung mitbekommen, was mein Arbeitsgebiet ist, ist hAi??ufig die erste Frage: ai??sAha! Und was bringt KA?nstler dazu, ausgerechnet im GefAi??ngnis Theater machen zu wollen?ai??i?? Ich denke damit allgemein an einen Satz von James Thompson, der A?ber den Zusammenhang von Theater und GefAi??ngnis sagte: ai??zMan muss bedenken, dass Menschen eher das Geschick des LAi??wenbAi??ndigers bewundern, als die Darbietung des LAi??wen.ai???
Nun ist das Bild des LAi??wenbAi??ndigers und des gezAi??hmten LAi??wen natA?rlich eigentlich im Zusammenhang von Theater und GefAi??ngnis A?berhaupt nicht zulAi??ssig. Denn erstens ist es ethisch natA?rlich hAi??chst fraglich, Menschen mit Tieren vergleichen zu wollen, und zweitens sind die Menschen, die einen Teil ihrer Lebenszeit im GefAi??ngnis verbringen mA?ssen, natA?rlich nicht gezAi??hmt und auch nicht willkA?rlich dort.
Dennoch mAi??chte ich kurz bei dem Bild verweilen und die gedankliche Schraube sogar noch ein StA?ck weiter drehen. Welche Fragen wirft das Bild in euch auf? Seid ihr euch schon mal als LAi??wenbAi??ndiger vorgekommen bei der Arbeit, die ihr macht?
WAi??hrend ihr darA?ber nachdenkt, kommen wir jetzt zu etwas vAi??llig anderem:

[Beamer zeigt die deutsche Version eines Monty Python-Clips auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=q6aqHO-ZKHM von 1:36 bis 3:28]

Es tut mir leid, aber ich musste das machen, weil, wenn ich das Wort ai??zLAi??wenbAi??ndigerai??? hAi??re, fAi??llt mir immer diese Szene ein. Ich musste sie einfach zeigen. Aber es hat auch noch einen anderen Grund. Ich finde einfach an der Szene kann man ganz schAi??n so ein paar Dinge extrahieren, die vielleicht fA?r euch und fA?r eure Arbeit wichtig sind. Und die euch Leute vielleicht fragen und die man auch immer wider mal in Frage stellen sollte.
Das erste wAi??re – also sie reden A?ber den Hut – ai??sWelche Qualifikationen bringen Sie denn mit?ai??i?? Was fA?r Qualifikationen kAi??nnen denn eigentlich KA?nstler mitbringen, also KA?nstler, die noch nie Zeit im GefAi??ngnis verbringen mussten als Gefangene, wenn sie dort Theater machen wollen? Oder andersrum: Welche Theaterqualifikationen bringen Angestellte des Justizvollzugs, oder auch Seelsorger oder Therapeuten, mit, die sie dazu befAi??higen, im GefAi??ngnis mit Theater zu arbeiten oder Theater anzubieten? Was haben sie, was habt ihr alle als Theaterschaffende, vom GefAi??ngnis erwartet bevor ihr das erste Mal dort gearbeitet habt? Wie stellt ihr euch Gefangene vor und wie die Arbeit mit ihnen? KAi??nnt ihr mit den ai??sLAi??wenai??i?? umgehen?
Also fA?r mich ist immer so ein bisschen die Frage – also er stellt die Frage auch ai??i?? ai??sWas ist ein LAi??we?ai??i?? Ist ein LAi??we ein kleines wuschliges Tier, was Ameisen frisst, oder ist es ein groAYes, gefAi??hrliches Tier?
Fragen, die aufkommen, sind solche Sachen wie: Wodurch ist der Blick, den ihr habt, auf diesen ai??sZooai??i?? ai??i?? weil: viele Leute bezeichnen GefAi??ngnis ja auch als eine Art Zoo, weil man da reingeht und sich das anguckt ai??i?? also wodurch ist euer Blick auf das GefAi??ngnis geprAi??gt? Welche Schwierigkeiten treten bei der Arbeit dort drinnen auf? Wie bereitet ihr euch auf die Arbeit vor? Und schlieAYlich: Welche Ai??ngste habt ihr? Welche Chancen und Risiken bringt die Arbeit im GefAi??ngnis? Warum macht ihr Theater im GefAi??ngnis?

Wenn ich das gefragt werde, warum ich mich damit beschAi??ftige und warum sich die KA?nstler damit beschAi??ftigen, dann antworte ich meistens mit einer kleinen Ausflucht und sage immer: Es gibt ganz viele GrA?nde im GefAi??ngnis Theater zu machen.
Manche Praktiker haben einen therapeutischen Ansatz, sie wollen das Theaterspiel fA?r Gefangene nutzbar machen, um psychische Heilungsprozesse und alternative Handlungsmuster zu unterstA?tzen und anzuregen. Andere haben eher einen pAi??dagogischen Ansatz, sie nutzen Techniken des Theaters um sogenannte Softskills zu vermitteln ai??i?? zum Beispiel das Ai??ffentliche Sprechen oder das Arbeiten in einer Gruppe. Wieder andere kommen in das GefAi??ngnis, um mit den Gefangenen ein Kunstwerk zu erarbeiten. Und manche versuchen, das Verschiedene von diesen Aspekten zu verbinden. Ihnen allen ist gleich, dass sie das Theater als Mittel betrachten, um einen Prozess in Gang zu setzen, der hier in Europa seit der Antike unser Bild vom Theater bestimmt. Und zwar den der Katharsis. Also Katharsis ai??i?? die Reinigung, die Heilung.

Theater wird seit Jahrtausenden diese Wirkung zugestanden. Auch die Menschen, die Theaterprojekte im GefAi??ngnis aus therapeutischen oder pAi??dagogischen GrA?nden anbieten – auch die suchen nach einer Art Katharsis, aber sicher vielleicht eher in Bezug auf die Gefangenen. Wohingegen die Leute, die Theater im GefAi??ngnis machen, aus kA?nstlerischen GrA?nden die vielleicht eher bei den Zuschauern suchen ai??i?? also eine kathartische Wirkung auf die Zuschauer bedienen wollen. Auf alle FAi??lle ist ihnen aber allen gemein, dass es nicht ohne Ai??sthetik geht.
Und ich finde das einen ganz wichtigen Aspekt, weil: A?ber die Ai??sthetik von dieser Art von Theater wird im Allgemeinen sehr wenig gesprochen. Und ich glaube, es ist ganz nAi??tig A?ber die Ai??sthetiken, derer man sich dort bedienen kann, zu reden ai??i?? wie verschieden die vielleicht auch sind. Ich finde das vor allen Dingen deshalb ganz wichtig, dass man A?ber die Ai??sthetik redet, weil es mir ein bisschen absurd vorkommt, A?ber GefAi??ngnistheater oder Theater mit Gefangenen zu reden, ohne die Ai??sthetik im Blick zu haben. Weil: Was macht denn so einen gelungenen Theaterabend aus? Auf der einen Seite FleiAY, bestimmt auch viel, viel Handwerk, aber eben wirklich auch ein Ai??sthetisches Bild – ein Bild von Wirklichkeit, was mit der Wirklichkeit vielleicht so nicht A?bereinstimmt, aber was uns etwas erzAi??hlt A?ber unsere Wirklichkeit. Wir gucken den Leuten beim Theaterspielen zu und nicht bei irgendwelchen Alltagshandlungen.
Also ich finde es sehr problematisch – und ich weiAY nicht, wie es in SA?damerika ist oder in Mittelamerika ai??i?? in Deutschland beschAi??ftigt sich die Wissenschaft ganz wenig mit diesem Ai??sthetischen PhAi??nomen und es wAi??re jetzt fA?r mich ganz spannend zu wissen, wie das in anderen LAi??ndern ist. Es wird sich eher mit Resozialisierung beschAi??ftigt, eher mit gruppendynamischen Prozessen, aber wenig mit Ai??sthetik, leider. Und auch die Theaterkritik – also vorhin hat Frau von der Aue das so gelobt, dass die Presse so viel kommt ai??i?? aber was berichtet denn die Presse A?ber Theater im GefAi??ngnis? HAi??ufig sind die Berichte so gefAi??rbt, dass die Reporter darA?ber lange berichten, wie sie durchgeschlossen wurden und wie das dann war auf dem Platz zu sein und dann kommt so ein ganz kleines bisschen was, was die Leute da vielleicht auf der BA?hne gemacht haben und wie da vielleicht auch ihr GefAi??ngnisalltag widergespiegelt wird. Aber eine wirkliche Ai??sthetische Auseinandersetzung in Theaterkritiken findet so gut wie nicht statt. Und das finde ich einfach sehr, sehr schade, weil ich finde: Theater sollte als Theater betrachtet werden.

Und das fA?hrt mich zu meinem nAi??chsten Punkt: dieses Wort  ai??zGefAi??ngnistheaterai???. Ich habe mit diesem Wort ganz groAYe Probleme, weil das fA?r mich immer bedeutet, dass man zuerst den Rahmen sieht, dass man zuerst das GefAi??ngnis als Rahmen betrachtet und dann hintendran das Theater. Also fA?r mich ist in dem Moment die Frage: Geht es darum, was eigentlich auch das GefAi??ngnis selbst fA?r ein Theater spielt? Also wie wird es inszeniert, wenn Leute bestraft werden? Wie gehen wir damit um in unserem Alltag? Aber es hat, glaube ich, wenig mit dem Ai??sthetischen Theater, was Gefangene uns auf der BA?hne vermitteln wollen, zu tun und darum rede ich sehr ungern von GefAi??ngnis-Theater.

Der nAi??chste Punkt, A?ber den man dann natA?rlich nachdenken muss, ist: Was ist das A?berhaupt fA?r ein Raum, der Knast? Was fA?r eine theatrale Macht hat dieser Knast als Nicht-Ort im Ai??ffentlichen Raum? Und wir alle wissen, dass das Einsperren von Menschen, die sich nicht an die Regeln unserer Gesellschaften gehalten haben, ein internationales PhAi??nomen ist ai??i?? das gibt es wirklich inzwischen A?berall auf der Welt, auch wenn die Bedingungen bestimmt ganz unterschiedlich sind in den einzelnen LAi??ndern. Weltweit sind momentan circa zwei Millionen Menschen inhaftiert ai??i?? das heiAYt, auf hunderttausend Menschen kommen ungefAi??hr hundertfA?nfzig Gefangene. Das ist eine Generalisierung: in Chile sind es weitaus mehr ai??i?? da sind es dreihundertfA?nf Leute auf hunderttausend ai??i?? und in Schweden sind es nur achtundsiebzig.
Also das Problem ist auch, wenn man in diesem Raum Theater macht, im Knast, dann hat das ganz oft auch so etwas von Gutmenschentum. Also das ist immer so etwas, glaube ich, was dann so mitgedacht wird: ai??sAch und das sind ja die KA?nstler, die sind ja so nette Leuteai??i?? – oder ai??i?? ai??sdie wollen ja soviel, die haben ja soviel sozialen Anspruchai??i?? und so. Das ist einfach auch eine Frage, die ich in den Raum stellen muss: Muss man, muss so ein Projekt so einen sozialen Anspruch haben? Muss es darunter betrachtet werden – unter dem sozialen Anspruch, den es mitbringt?
Gleichzeitig finde ich aber auch schon, dass jeder, der Theater macht ai??i?? ob drinnen oder drauAYen ai??i?? auch immer eine groAYe Verantwortung mitbringt. Und ich denke, die Verantwortung verteilt sich hier auf zwei Ebenen und ich wA?rde es gerne unter dem Aspekt der Ethik betrachten, also in diesem Spannungsfeld Ethik und Ai??sthetik, die dieses PhAi??nomen mit sich bringt. Und, ich glaube, was diese Verantwortung ausmacht, ist, dass man sich immer fragen muss – oder was ihr euch wahrscheinlich immer fragen mA?sst -: Was lAi??st die Theaterarbeit bei den Darstellern fA?r Prozesse aus? Also auch die Frage, die gestern nach dem Film kam: Was macht das eigentlich mit den Leuten da drinnen und wo bleiben die dann, wenn ihr wieder weggeht? Also: Wer fAi??ngt die auf mit dem, was ihr da aufgebrochen habt mit der Kunst? Es gibt auch Leute, die dann sagen: Vielleicht verstAi??rkt das, zum Beispiel, auch Prisonierungseffekte – dass man irgendwie rausgucken konnte und auf einmal dann wieder in so ein starkes Loch fAi??llt und so wieder gar keinen Kontakt nach drauAYen hat. Also das ist einfach noch so eine Frage, die man mitbedenken muss.

Eine Frage, die ich mir im Laufe meiner Arbeit jetzt immer wieder gestellt habe, ist: Was ist denn, wenn das Theater im GefAi??ngnis zu einem weiteren GefAi??ngnis fA?r die Mitwirkenden wird, einfach durch die Rahmenbedingungen? Wenn Gefangene wenig Raum haben, sich auszuleben oder wenig MAi??glichkeiten – weil sie selbst schon so wenig Raum haben, ihr Leben zu gestalten im GefAi??ngnis? Wenn das Theater das, sozusagen auch noch mal, befAi??rdert, was passiert dann? Also: Wann wird das Theater zu einem weiteren GefAi??ngnis und wann zu einer MAi??glichkeit, dem  GefAi??ngnisalltag zu entfliehen? Welche Bedingungen mA?ssen dafA?r gegeben sein? Das ist einfach so eine Frage, die ich noch mit in den Raum geben mAi??chte.

Und weil ich so ein Problem habe, zu sagen ai??zGefAi??ngnistheaterai??? oder auch ai??zTheater im GefAi??ngnisai??? ai??i?? weil Theater im GefAi??ngnis kann auch irgendwie alles sein, da kann auch irgendeine Produktion von auAYen kommen und das ist ja dann auch Theater im GefAi??ngnis ai??i??, habe ich so im Laufe meiner Arbeit festgestellt, dass ich eigentlich am liebsten von ai??zTheater von Gefangenenai??? spreche. Also, dass die Leute mitbedacht werden. Ich finde es toll, dass es dieses Symposium gibt. Und ich finde es toll, dass sich hier so viele Leute treffen. Aber die Leute, die am Ende auf der BA?hne stehen und die dann das KA?nstlerische ausleben, die sind hier, ja weil sie halt im GefAi??ngnis sind, natA?rlich nicht zugegen. Also bis auf einen ehemaligen Aufbruch-Mitarbeiter – da habe ich mich sehr gefreut und habe gedacht: ai??sAh, du bist heut mein Quoten-Gefangener.ai??i?? ai??i?? also ein ehemaliger Gefangener. Das ist natA?rlich auch so ein Problem.
Gestern hat die Schauspielerin in dem Film gesagt ai??sOh, ihr habt A?ber mich geredet, wAi??hrend ich nicht da war. Das ist aber nicht nett von euch.ai??i?? als die Leiterin gesagt hat: ai??sWir haben deinen Fall besprochen.ai??i?? Wir machen dasselbe! Was machen wir eigentlich, wenn wir darA?ber in dieser Form reden und nicht miteinander reden? Was wollen wir mit diesem Theater da drinnen? Und wie gehen wir mit dieser Schere um, reinzugehen und aber auch diejenigen zu sein, die wieder rausgehen kAi??nnen, um das dann in die Welt zu tragen?

Ich wA?rde ganz gerne abschlieAYend noch zwei Sachen sagen dazu, dass jetzt hier schon mehrfach gefallen ist, dass es das so seit den siebziger Jahren gibt, das PhAi??nomen: Theater von Gefangenen ist viel Ai??lter. Also das erste Theater, was in Australien so im europAi??ischen Sinne entstanden ist, war das Theater der Gefangenen. Und zwar die ersten Gefangenen, die nach Australien gebracht worden sind, die haben dort Theater gespielt und haben eine Tradition begrA?ndet, die nicht unwichtig ist fA?r die australische Theatertradition. Genauso gab es zum Beispiel in den vierziger und fA?nfziger und sechziger Jahren auf den griechischen Gefangeneninseln Theaterprojekte, wo Gefangene griechische TragAi??dien gespielt haben. Also das ist vielleicht erst seit den siebziger Jahren so langsam A?berhaupt in der Wahrnehmung, aber ich glaube das PhAi??nomen an sich ist schon viel, viel Ai??lter. Auch, zum Beispiel, in Deutschland gab es schon in den zwanziger Jahren mindestens eine GefAi??ngnistheatergruppe im GefAi??ngnis in Straubing und interessanterweise funktioniert es, also machen die auch da nach wie vor Theater. Also zwischendurch gab es da sicherlich mal eine LA?cke, aber es ist immer noch eines der aktivsten Theaterprojekte, die es gibt. Und weil vorhin die Rede davon war, dass das ja jetzt endlich so ein bisschen in die Ai??ffentlichkeit kommt: ich glaube, es gibt so Leuchtturmprojekte und A?ber die wird auch viel berichtet, aber die Landschaft ist viel, viel, vielfAi??ltiger. In Deutschland gibt es zum Beispiel momentan in vierunddreiAYig Justizvollzugsanstalten aktive Theaterprojekte. Das ist eine relativ hohe Anzahl – so insgesamt gibt es in etwa hundertfA?nfundachtzig Justizvollzugsanstalten; vierunddreiAYig davon haben momentan aktive Theaterprojekte mit verschiedenen Ausrichtungen. Ich glaube, das ist wichtig zu beachten, dass die Ai??ffentlichkeit vielleicht auf so ein paar LeuchttA?rme blickt, aber dass das PhAi??nomen an sich noch viel, viel   breiter ist.

Und weil ich dich da gerade sitzen sehe: Sabine hat zum Beispiel, das ist fA?r mich als Forscherin natA?rlich toll, ihre Arbeit in Ai??sterreich ausgewertet und darA?ber ist dann auch mal etwas publiziert, weil du das gemacht hast. Das ist toll, aber es gibt einfach auch sehr wenige Schriften – gerade im  wissenschaftlichen Bereich. Also eine Aufforderung an meine Studenten, die heute hier sind: betAi??tigt euch weiter in diesem Feld!

Ich hAi??re mich immer sehr kritisch an. Ich mAi??chte – eigentlich wollte ich das vorweg schicken, das habe ich jetzt vergessen, jetzt schicke ich es hinterher – ich mAi??chte dazu sagen: Ich bin ein ganz groAYer Freund von dieser Art von Theater, ich finde das ganz toll, aber weil ich mich so lange damit beschAi??ftige, bin ich vielleicht einfach auch kritischer als andere Leute und bin nicht ganz so ai??i?? wie die Minister oder die anderen Exzellenzen, die das alles so hoch loben.

 

07.07.2011, VolksbA?hne, Roter Salon
Moments of Reality
EindrA?cke von Anne Brammen

In seiner vierstA?ndigen Ein-Mann-Performance: ai??zMoments of Realityai??? im roten Salon der VolksbA?hne am Rosa-Luxemburg-Platz berichtete Jan JAi??nson von seiner Theaterarbeit in diversen GefAi??ngnissen, wie er dazu kam und wie es damit weitergehen soll.
Auf der BA?hne befanden sich dafA?r nur in der Mitte ein schwarzer Stuhl, links ein Glas mit Wasser neben einem kleinen Mischpult, sowie eine Kerze und eine Rose, jeweils auf einem Tisch in den hinteren Ecken. Vor dem roten Vorhang der RA?ckwand hingen zwei PortrAi??tfotos: eins von Samuel Beckett und eins von Snoop, mit dem JAi??nson den Abend textlich erAi??ffnete. ZunAi??chst jedoch wurde die Kerze angezA?ndet ai??i?? wobei die Wichtigkeit dieser Handlung dem Zuschauer erst am Ende deutlich werden sollte.
In schwarz gekleidet liest JAi??nson zu Beginn ein Gedicht von Snoop. Es fAi??llt schwer, dem Inhalt zu folgen, aufgrund der verblA?ffend lauten, durchdringenden Stimme des Schweden. Er muss es eigentlich gar nicht mehr erwAi??hnen, doch dort fAi??ngt die darzubietende Geschichte nunmal an: er befindet sich in der Schauspielschule, da eine AuffA?hrung von Becketts ai??zWarten auf Godotai??? ihn so sehr fasziniert hat.
Dann ein Zeitsprung ai??i?? JAi??nson ist bereits Ensemblemitglied in Stockholm und spielt ein Ein-Mann-StA?ck zum Thema ai??zSelbstfindungai???. In der ersten Reihe sitzt der Leiter eines schwedischen GefAi??ngnisses, der ihn bittet, vor ai??zseinen Jungsai??? zu spielen. Diese sind begeistert und wollen auch spielen und was liegt da nAi??her als Becketts Godot? Das StA?ck funktioniert,

sogar der Autor wird darauf aufmerksam, woraus sich eine lange Freundschaft spinnt. So geht es weiter, von einem zum nAi??chsten GefAi??ngnis, bis JAi??nson zuletzt auch in Saint Quentin, Kalifornien arbeitet. Dort ist er noch heute tAi??tig, momentan inszeniert er Becketts ai??zEndspielai???.
Die Handlung allein wA?rde das Publikum wahrscheinlich 4 Stunden fesseln, doch hinzu kommen beeindruckenden Formelemente: Durch seine KAi??rperlichkeit, die wenigen ai??i?? aber prAi??gnanten ai??i?? Bewegungen, lAi??sst JAi??nson die erzAi??hlten RAi??ume vor den Zuschauern entstehen. Jede Godot-AuffA?hrung scheint auf der BA?hne Platz zu finden, immer wieder geht er als Wladimir die zeitlose LandstraAYe von der hinteren, rechten BA?hnenecke diagonal nach vorne ab um mit den verschiedenen Estragons in Kontakt zu treten. Als Zuschauer kann man sich geradezu in der Geschichte verlieren. WAi??hrend die RAi??ume prAi??sent werden, scheint jedoch die Zeit immer undeutlicher zu werden. Zwar berichtet JAi??nson von Zeitspannen, doch Daten nennt er nie ai??i?? sodass es schwer fAi??llt, die Berichte einzuordnen und sie umso fiktiver erscheinen. Ebenso wirkt die starke A?berzeichnung der Figuren: der GefAi??ngnisleiter aus Saint Quentin als kleiner, comicartiger Cowboy oder Samuel Beckett als Lichtfigur der Pariser CafAi??-Szene.
Dieser Fiktionalisierung stehen harte BrA?che gegenA?ber, die den Zuschauer zum Ende hin auf den Boden der Tatsachen zurA?ckholen. Das Abspielen einer Nachricht von Snoop auf dem Anrufbeantworter macht dem Publikum klar, dass es diese Figur wirklich gibt und dass sie wirklich seit 52 Jahren in Saint Quentin sitzt ai??i?? ebenso wirkt im Nachhinein sein anfAi??ngliches Gedicht. Noch viel beeindruckender jedoch ist die Bedeutung der Kerze: Zu Beginn des Abends, zeitgleich, aber knappe 1000 Kilometer und neun Stunden entfernt, wurde auch in einer Zelle in Kalifornien eine Kerze entzA?ndet.
JAi??nson nutzt dieses Spiel, um seine Zuschauer bis zum letzten Moment zu fesseln, wenn er von Estragons/Happys Freilassung erzAi??hlt und wie er in von nun an mit auf die BA?hne holen will ai??i?? um ihn an genau dieser Stelle hinter dem Vorhang herzubitten. Die Zuschauer halten den Atem am: wird er Auftreten?

Der Abend hielt, was sein Titel versprach. In etlichen Szenen wurden dem Zuschauer die ai??zMomente der RealitAi??tai??? bewusst: Einerseits durch die Form, wenn die Wahrheit der zu vielen Teilen fiktiv wirkende Geschichte ausgestellt wird und andererseits durch den Inhalt, der ein Gesellschaftliches PhAi??nomen aufzeigt, dass Schweden, die USA und Deutschland verbindet:
GefAi??ngnisse (mit all ihren Schrecken) sind Teil unserer RealitAi??t und Gefangene Teil unserer Gesellschaft.
Nur unterschwellig macht Jan JAi??nson seine Kritik erfahrbar und entlAi??sst seine erschAi??pften Zuschauer voller Fragen in die Berliner Nacht.

 

08.07.2011, JVA Tegel
Besuch der AuffA?hrung des ai??zDon Quijoteai??? von ai??zAufBruchai??? am 8.7.2011 in der JVA Tegel
EindrA?cke von Christiane Banneitz

Am Abend des 8.7.2011 Ai??ffnete die JVA Tegel zum wiederholten Mal die TA?ren und Mauern und lud ein zur AuffA?hrung des jahrhunderte alten Klassikers ai??zDon Quijoteai??? unter der Leitung von ai??zAufBruchai???. Die Prozedur zum Einlass war, da es sich um meinen mittlerweile 3.GefAi??ngnisbesuch handelte, nichts Besonderes mehr, vielmehr dafA?r die Umsetzung des StA?ckes. Die Szenerie war gewaltig: ein strahlend blauer Himmel, die tief stehende Sonne, die groAYen Bauten des GefAi??ngnisses mit den vielen vergitterten Fenstern der Inhaftierten, davor auf dem Innenhof das BA?hnenbild und die tribA?hnenartigen ZuschauerplAi??tze, auf denen schon emsiges Treiben herrschte. WAi??hrend der gesamten AuffA?hrung konnten wir bzw. wurden wir von Inhaftierten, die aus ihren Zellen auf uns herabblickten, beobachtet. Wer spielte da eigentlich Theater fA?r wen..?
Mit dem geschlossenen Auftreten der Darsteller begann die Vorstellung ai??i?? ungefAi??hr 20 MAi??nner jeglichen Alters und NationalitAi??t kamen als Gruppe auf uns, die Zuschauer, zu. SprechchAi??re erschallten voll und laut,

sehr akzentuiert und diszipliniert. Die Geschichte des verrA?ckten MAi??chtegern-Ritters (wobei: Wer bestimmt eigentlich was verrA?ckt ist..?) entfaltete sich vor uns, brachte uns zum Lachen, hatte viele besondere Momente und lebte zum Einen von der ProfessionalitAi??t der gesamten Produktion sowie von der Spielfreude und den einzigartigen PersAi??nlichkeiten der Darsteller. Diese zeigten sich unter Anderem in der ganz individuellen Spiel- und Sprachweise jedes Einzelnen und auch in der Darbietung der Talente: Es wurde getanzt, volkstA?mlich und klassisch gesungen und getrommelt. Einige sprachen laut, andere leise, einige legten ein komisches Talent an den Tag, anderen ist schon deshalb Respekt zu zollen, weil sie den Mut haben, in einem MAi??nnerknast eine Frauenrolle zu spielen. Die Spielfreude soll an diesem Punkt nochmal besonders hervorgehoben werden, da sich durch sie die Freude und der SpaAY an der Sache auf den Zuschauer A?bertrAi??gt und ihn mitreisst (mich zumindest).
Erstaunlich war auch, wie gut man die Darsteller fast ausnahmslos akustisch verstehen konnte. Hier zeigte sich die professionelle Arbeitsweise, die aus den Laien das Beste rausholte und gegen die schlechte Resonanz einer FreiluftbA?hne ankam.
In der Inszenierung taten sich viele RAi??ume fA?r Assoziationen auf: Die weiAYen Masken beispielsweise, die von den Schauspielern in einem Gesangsteil aufgesetzt wurden, vermittelten ein Bild der AnonymitAi??t, welches ich sogleich mit der anonymen Situation der Inhaftierten im GefAi??ngnis assoziierte. Und was wurde da eigentlich gesungen? Wie verAi??ndert sich der Inhalt von Liedzeilen wie ai??zdie Zukunft woll’n wir seh’nai???, wenn sie von Inhaftierten gesungen werden, die zum Teil noch jahrelange Strafen im Knast vor sich haben? Das alles schwirrte in meinem Kopf herum. Manchmal fiel es mir schwer, neben all diesen Gedanken dem ErzAi??hlstrang und den Texten zu folgen.
Zu den vielen Gedanken und Empfindungen kam dann auch noch zeitweise ein Befremden bzw. eine Irritation hinzu. Sobald kAi??rperliche ZA?chtigung wie beispielsweise das Schlagen eines anderen mit dem Lederriemen, dargestellt wurde, war ich irritiert, da fA?r mich in diesem Moment der Hintergrund der Schauspieler wieder in den Vordergrund rA?ckte. Die Gewaltbereitschaft, die bei einigen der Darsteller vermutlich vorhanden war oder es zumindest einmal gewesen ist, war plAi??tzlich, wenn auch auf spielerische Weise, Teil der Inszenierung. VerstAi??rkt wurde dieses Irritation dadurch, dass einer der Schauspieler einen anderen tatsAi??chlich kAi??rperlich zA?chtigte, zwar nicht besondern stark, aber das ai??zSpielai??? war fA?r mich in diesem Moment durchbrochen.
Ansonsten rA?ckte der Gedanke, dass die Darsteller Inhaftierte waren, jedoch wAi??hrend der AuffA?hrung vollkommen in den Hintergrund. Es waren einfach nur Menschen, die stolz das Ergebnis ihrer Arbeit zeigten.
Nach der Vorstellung scharten sich die Zuschauer um die Darsteller. Warum ist das im ai??zechten Lebenai???, in der RealitAi??t drauAYen nicht so? Welche Position wird Ex-Inhaftierten in unserer Gesellschaft A?berhaupt zugestanden?
Wir Studenten, die wir schon einmal einer Probe der Gruppe beigewohnt hatten, freuten uns, die Jungs wiederzusehen. Wir beglA?ckwA?nschten die frohen, erleichterten Schauspieler und konnten noch etwa eine halbe Stunde mit ihnen reden. AnschlieAYend war es an der Zeit zu gehen. FA?r uns.

 

 

08.07.2011, JVA Charlottenburg
ai??zMit Shakespeare im Knastai??? – Ein Workshop von Bruce Wall

mit Inhaftierten und GAi??sten basierend auf der Sprache Shakespeares
EindrA?cke von Christiane Banneitz und Linda PA?schel

ai??zChomp-Chomp!ai??? ai??zROAAAAR!ai??? ai??zMAi??p-MAi??p!ai??? – Was das ist? Eine Gruppe zufAi??llig zusammengewA?rfelter Menschen, die versuchen, lautmalerisch eine Giraffe, einen LAi??wen, einen Wurm darzustellen. Das Ganze kAi??nnte bei jedem beliebigen Theaterworkshop stattfinden, tut es aber nicht: Wir befinden uns in der JVA Charlottenburg in Berlin beim Theaterworkshop des EnglAi??nders Bruce Wall, der 3 Stunden mit GAi??sten und Inhaftierten der Sprache Shakespeares nachgeht. Eine besonderes Ereignis, auch fA?r uns als ai??zGAi??steai???.
Zu Beginn mA?ssen wir uns alle wie am Flughafen durchchecken lassen. Handy, SchlA?ssel und Geld bleiben drauAYen. In einem hellen, freundlichen Raum treffen alle etwa 40 Teilnehmer aufeinander. Wir begrA?AYen uns und mustern uns neugierig. Schon geht es los: Bruce beginnt mit ersten A?bungen und legt eine Energie an den Tag, die sich (zumindest bei ihm) 3 Stunden halten wird. Diese Energie steckt die Gruppe A?ber groAYe Strecken hinweg an, es wird viel gelacht an diesem Tag.
Die GrAi??AYe der Gruppe und die Sprachdifferenz erschweren die Arbeit jedoch auch. Manche A?bungen erweisen sich auch aufgrund der Sprachdifferenz als Ai??uAYerst schwierig, zum Beispiel, wenn es darum geht, sich gegenseitig Beleidigungen von Shakespeare auf englisch bzw. deutsch an den Kopf zu werfen. Die A?bersetzungen brauchen Zeit und zum Teil wird auch der Aufbau bzw. Sinn der A?bung nicht ganz klar. Ein Inhaftierter fordert Bruce dazu auf, eine andere A?bung zu machen, weil er nicht mit SchimpfwAi??rtern arbeiten will. Darauf wird jedoch nicht weiter eingegangen. Trotzdem bemerkt Bruce nach etwas lAi??ngerer Zeit und vielen aufkommenden Fragen der Teilnehmer, dass diese spezielle A?bung nicht so richtig fruchten will und bricht sie kurzerhand ab.
Vor allem bei cialis 36 hour dem eingangs erwAi??hnten ai??zZoo-Spielai??? wird viel gelacht, doch auch bei der darauffolgenden A?bung, bei der die Teilnehmer des Workshops ihre PlAi??tze im Kreis wechseln mA?ssen. Hierbei soll man Augenkontakt zu jemand anderem herstellen und daraufhin so schnell es geht, die PlAi??tze tauschen. Ein Teilnehmer steht in der Mitte und muss versuchen, den Platz eines anderen einzunehmen. Der, dessen Platz eingenommen wurde, steht dann in der Mitte. Diese A?bung fAi??llt manchen leicht, anderen schwer. Hier muss man eine Hemmschwelle A?berwinden, indem man einem Fremden direkt in die Augen schaut und mit ihm Kontakt aufnimmt. Zudem ist die A?bung sehr unruhig, da immer wieder viele Menschen durch den Kreis laufen. Da nicht allen diese A?bung leichtfAi??llt, bleiben einige Teilnehmer immer an ihrem Platz und schaffen es nicht, in die A?bung integriert zu werden.
Bei viagra canadian pharmacy der anschlieAYenden ImprovisationsA?bung sind jedoch alle dabei: Hier bilden jeweils 2 Teilnehmer ein Team und bauen um ein Zitat aus einem Werk von Shakespeares eine kleine Szene. Nach einer kurzen Einstudierzeit wird diese vorgespielt. Es ist schAi??n, zu sehen, wie kreativ viele Teilnehmer sind und wie jeder Einzelne sich einbringt.
Im Anschluss spielen drei Teilnehmer eine Szene, die sich aus Zitaten aus dem ai??zSommernachtstraumai??? zusammensetzte. Zwei der Darsteller waren SchauspielschA?ler von ai??zauAYerhalbai???, einer Inhaftierter. Die Szene war sehr lustig, wir anderen Teilnehmer lachten viel. Gleichzeitig
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standen wir auAYerhalb und wurden nicht miteinbezogen.
Zum Ende des Workshops bekam jeder von uns noch einen Zettel mit einem Shakespearezitat (auf deutsch). Wir lasen dieses jeder einzeln vor und sprachen anschlieAYend unseren Nachbar mit diesem Zitat an. Die SAi??tze Shakespeares waren meist sehr interessant, teils nachdenklich machend, teils unheimlich, teils lustig. Allerdings standen die SAi??tze nach dem Aussprechen etwas isoliert da, sie wurden in keinen Kontext gebracht oder weiter besprochen.
Die Konzentration aller Teilnehmer wird wAi??hrend des 3-stA?ndigen Workshops auf eine harte Probe gestellt, Pausen gibt es keine. Bemerkenswert ist die konstante Bereitschaft (fast) aller Mitspieler, dabei zu bleiben und auch nach abgebrochenen A?bungen weiter am Ball zu bleiben. Vereinzelt lAi??sen sich Personen aus dem Kreis und setzen sich an den Rand. Die Mehrheit ist jedoch sehr neugierig, begeisterungsfAi??hig und offen.
WAi??hrend des gesamten Workshops werden wir von einem englischen Kamera-Team begleitet, das uns in unserer Arbeit zum GlA?ck nicht stAi??rt.
Insgesamt lAi??sst sich sagen, dass durch die gemeinsamen A?bungen und Erfahrungen an diesem Tag eine interessante Zusammenarbeit aller Mitspieler stattgefunden hat. Eine tatsAi??chliche Vermischung der Inhaftierten und der GAi??ste fand beispielsweise in der Kreisformation statt, in der wir zeitweilig Schulter an Schulter

standen und so eine besondere kAi??rperliche NAi??he entstand, die nach einiger Zeit eine gewisse NormalitAi??t und Ungezwungenheit hatte.
Weitere PartnerA?bungen hAi??tten diesen Kontakt noch vertiefen kAi??nnen und wAi??ren wA?nschenswert gewesen.
GlA?cklicherweise gab es nach Beendigung des Workshops noch die MAi??glichkeit, gemeinsam mit den Inhaftierten ihr tAi??gliches Mittag zu essen (Kartoffelbrei und Wurstgulasch). Hierbei ergaben sich viele interessante GesprAi??che, die A?ber den bloAYen spielerischen Kontakt wAi??hrend des Workshops hinausgingen. Wir werden unter Anderem gefragt, ob wir denn wiederkAi??men und ob es mit dem Theaterspielen irgendwie weitergehe. Wir weisen auf die geplante Zusammenarbeit mit aufBruch hin, die mit dem Workshop allerdings nichts zu tun hat. Wir finden es schade, dass es bei diesem einmaligen Kontakt bleiben wird und nehmen uns vor, zur geplanten AuffA?hrung des Projektes von aufBruch in der JVA Charlottenburg zu kommen.
Auffallend war fA?r uns auAYerdem noch der beinah kumpelhafte Umgang mit den Bediensteten, die wAi??hrend der ganzen Zeit anwesend waren, uns aber dennoch nicht das unangenehme GefA?hl der A?berwachung vermittelten.
Einige Fragen bleiben uns: Inwiefern war Bruce das Thema Shakespeare und auch die Selbstprofilierung wichtiger als der wirkliche Kontakt zu den Inhaftierten? Ist sein Ansatz daher als ein rein KA?nstlerischer anzusehen? WAi??re es, zumindest auf der sprachlichen Ebene, nicht hilfreicher gewesen, einen deutschsprachigen Workshopleiter zu haben? FAi??rdert das Nicht-verstehen nicht eher einen MinderwertigkeitgefA?hl derer, die die Sprache nicht verstehen? Oder macht die fremde Sprache auch neugierig?
Viele Fragen bleiben offen, viele Gedanken wurden angestoAYen.

 

09.07.2011, JVA Zeithain
EindrA?cke der Tagestour nach Dresden mit dem Besuch der JVA Zeithain
und der AuffA?hrung von ai??zTerror im Pazifikai???
EindrA?cke von Christiane Banneit

Am Samstag, den 09.07.2011, ging es fA?r alle Symposiumsteilnehmer auf nach Dresden, um die JVA Zeithain und das dort angesiedelte Kreativzentrum zu besuchen. AuAYerdem wA?rden wir die AuffA?hrung ai??zTerror im Pazifikai??? der Inhaftierten der JVA sehen und spAi??ter am Abend eine kleine Stadttour machen. Mit einer halbstA?ndigen VerspAi??tung ging es dann um 9 Uhr morgens mit dem Bus los ai??i?? ein bisschen KlassenfahrtgefA?hl kam wAi??hrend der etwa 4-stA?ndigen Fahrt auf..
In der JVA Zeithain angekommen, gab es die A?bliche Durchsuchung, anschlieAYend wurden wir mit Saft und Keksen von Herrn Schiebel, dem Leiter der Anstalt, begrA?AYt. Er gab uns interessante Informationen zum GefAi??ngnis und zum einzigartigen Kreativzentrum. Hierbei wurde er von dem Kunsttherapeuten und Leiter des Zentrums, Alfrd Haberkorn, ergAi??nzt. Dieser zeigte uns danach auch die RAi??umlichkeiten und gab bereitwillig Antwort auf die unzAi??hligen Fragen der etwa 50-60 GAi??ste. Wir schauten uns in den Kunstateliers und den MusikrAi??umen um und bestaunten die ausdrucksstarken Werke der Inhaftierten. Von gemalten Bildern der eigenen Kinder oder auch Hunde, A?ber Ton- und Specksteinkunstwerke bis hin zu Skulpturen gab es viel zu sehen. Mir gefielen besonders die detaillierten, mit viel Liebe und MA?he gemalten Bilder der eigenen Kinder und ein Speckstein in Form eines ausgestreckten Mittelfingers. Letztgenannter erschien mir so besonders, da ich mutmaAYte, dass der KA?nstler durch ihn auf kreative Art und Weise seine Haltung gegenA?ber der Gesellschaft darstellen wollte. Ich musste bei seinem Anblick schmunzeln.
Nach der Besichtigung des Kreativzentrums machten wir uns auf den Weg zur Sporthalle des GefAi??ngnisses. Dort sollte die TheaterauffA?hrung stattfinden. Dies wA?rde aufgrund von Spannungen innerhalb der Gruppe jedoch ohne die Regisseurin ablaufen. In der Turnhalle angekommen, gab es zuerst einmal ein paar Probleme mit dem Licht, die aber glA?cklicherweise gelAi??st werden konnten. Die Vorstellung begann.
Wir sahen ein trauriges, prAi??zise getaktetes StA?ck, dass sich vor allem aus Ensembleszenen zusammensetzte und von berA?hrender Cello-Musik (live!) getragen wurde. Im Gegensatz zum ai??zDon Quijoteai??? in Tegel wurde hier weniger gelacht, militAi??rischer Drill hatte die Oberhand auf der BA?hne, es gab streckenweise sehr viel, dann wieder lAi??ngere Zeit sehr wenig Text. Das BA?hnenbild war vielseitig einsetzbar und schuf ohne Weiteres die Illusion eines Schiffes. Den Darstellern sah man ihre Spielfreude an, sie fA?llten ihre Rollen gut aus. Die Abwesenheit der Regisseurin machte sich fA?r mich vor allem darin bemerkbar, dass es im Laientheater oft von groAYem Nutzen ist, wenn der Regisseur die Darsteller vor der AuffA?hrung nochmal an einige Dinge erinnert bzw. sie nach der VorfA?hrung auf Fehler aufmerksam macht (und sie lobt!). Einige prAi??zise getaktete Momente waren verwaschen, einige Textpassagen waren, auch aufgrund der geforderten LautstAi??rke, nicht so gut zu verstehen. Im (Laien)theater ist eine gute FA?hrung der Gruppe einfach sehr wichtig.
Umso mehr freut es mich, dass die Darsteller die AuffA?hrung trotz der erschwerten Bedingungen so gut auf die BA?hne gebracht haben ai??i?? die funktionierende, eigenverantwortliche Zusammenarbeit aller Gruppenmitglieder ist nicht selbstverstAi??ndlich und verdient unseren Respekt.
Im Anschluss an die AuffA?hrung gab es noch eine ca. 30-minA?tige ai??zDiskussionai??? zwischen Zuschauern und Darstellern. Leider ging es dabei vor allem um die Probleme, die in der Produktion zwischen der Regisseurin und den

Schauspielern aufgetreten waren. FA?r die Auseinandersetzung mit den Darstellenden jenseits dieser Problematik blieb kaum Zeit. Dies empfand ich als sehr schade, da wAi??hrend des gesamten Symposiums wenig Raum fA?r Ai??uAYerungen der Inhaftierten blieb.
AnschlieAYend konnten wir glA?cklicherweise noch ein wenig mit den Darstellern reden. Mir sind vor allem SAi??tze im Kopf geblieben wie ai??zBeim Theaterspielen kann man wieder Kind sein, man kann alles rauslassen, es macht so einen SpaAY!ai??? ai??zMan kann endlich mal was anderes sein als Inhaftierter.ai??? Leider wurden wir nach den obligatorischen 15 Minuten wieder hAi??flichst herauskomplimentiert. Diesmal allerdings aus einem besonderen Grund: Die Theatergruppe wollte grillen. Eine schAi??ne Idee. Raum fA?r entspannte Gemeinsamkeit, fA?r die NormalitAi??t eines Grillabends mit den ai??zArbeitskollegenai??? unter freiem Himmel bleibt sonst wenig.
Unsere Gruppe begab sich wieder in den Bus. Wir fuhren nach Dresden und aAYen dort kurz etwas in einem schAi??nen Biergarten direkt an der Elbe. AnschlieAYend gab es noch fA?r alle eine kurze wahlweise englische oder deutsche Stadttour zu FuAY durch den Kern Dresdens und um 20 Uhr gings dann wieder los mit dem Bus Richtung Berlin. Nach diesem langen, interessanten Tag fielen im Bus einigen die Augen zu..

 

 

 

10.07.2011, Instituto Cervantes
Podiumsdiskussion
ai??zKunst vs. Sozialarbeit. Theater in GefAi??ngnissen als Integrationswerkzeug oder kreative Selbstverwirklichung von KA?nstlern. Wo steht GefAi??ngnistheater heute in der Gesellschaft?ai???
Podium: Peter Atanassow (AufBruch), Dana Cenusa (RumAi??nien), Heinz Haertle (Dipl.Psychologe und Vollzugsleiter der JSA Berlin), Kai Schlieter (taz-Redakteur und Autor des Buches ai??zKnastreportai???)
Moderation: Dr.Olaf Heischel (Vollzugsbeirat)
Text von Christiane Banneitz und Linda PA?schel

Am Sonntag, den 10.07.2011, fand die abschlieAYende Podiumsdiskussion im Instituto Cervantes statt. Diese war in zwei Teile gegliedert, der erste Teil trug den Titel ai??zKunst versus Sozialarbeit. Theater in GefAi??ngnissen als Integrationswerkzeug oder kreative Selbstverwirklichung von KA?nstlern. Wo steht GefAi??ngnistheater heute in der Gesellschaft?ai???
Die Diskussion begann damit, dass sich die einzelnen Teilnehmer vorstellten und kurz ihren Bezug zum GefAi??ngnis erlAi??utern sollten. Dana Cenusa fA?hrte ihren Teil schon etwas weiter aus und gab Einblicke in Ihre Arbeit in RumAi??nien. Sie organisierte dort das alljAi??hrliche GefAi??ngnistheaterfestival, zu dem aus allen StAi??dten des Landes Theatergruppen aus GefAi??ngnissen in die Hauptstadt kommen. Ihre Bemerkung bezA?glich der gleichen RA?ckfallquote der rumAi??nischen und deutschen Inhaftierten trotz schlechterer Bedingungen in RumAi??nien regte zum Nachdenken an. AnschlieAYend stellten sich die anderen Teilnehmer vor. Kai Schlieter ging besonders auf seine Sinneserfahrung bei seinem ersten Besuch in einem GefAi??ngnis ein. Er beschrieb den Geruch als der eines ai??zAffenhausesai???. Des Weiteren erzAi??hlte er von einem Artikel, indem er von der ungerechten Behandlung eines HAi??ftlings geschrieben hatte und von den ausbleibenden Reaktionen der Gesellschaft darauf. Diese hatte ihn A?berrascht und darin bestAi??tigt, dass die Ai??ffentlichkeit die Institution GefAi??ngnis viel zu wenig wahrnimmt und sich mehr damit auseinander setzen mA?sste. Die meisten Fragen wAi??hrend der Diskussion gingen an Peter Atanassow. Dies ging auch daraus hervor, dass er das Theater als feudales System bezeichnet hatte, was einige Leute im Zuschauerraum provozierte. Daraus entspann sich eine Diskussion, inwiefern Theater im GefAi??ngnis sozialpAi??dagogisch arbeiten oder vor allem die Kunst im Mittelpunkt stehen sollte. Auch an dem von Peter Atanassow verwendeten Begriff der Schauspieler als Material nahmen viele Zuschauer AnstoAY. Des Weiteren stellte der Regisseur von aufBruch zur Diskussion, inwiefern das Theater im GefAi??ngnis die Strukturen der Institution eher bestAi??rke oder durchbreche. Er wurde im Laufe der Diskussion auch gefragt, weshalb er sich fA?r das Theater im GefAi??ngnis, das besondere Bedingungen aufweist, entschieden habe. Er betonte, dass die Inhaftierten ihm viel geben wA?rden und er viel Raum hAi??tte sich kA?nstlerisch zu entfalten. Er wA?rde in seiner Arbeit auf die individuelle Sprachweise des Einzelne eingehen und ihre Talente, soweit es mAi??glich wAi??re, in sein kA?nstlerisches Konzept einarbeiten. Zum Ende der Diskussion stellte er noch die Hypothese auf, dass die Inhaftierten die EllenbogenmentalitAi??t unserer Gesellschaft bis hin zur Perfektion internalisiert hAi??tten. Ihnen fehle lediglich der Filter durch Freunde, Familie oder AngehAi??rige, die der sozialen Komponente des ai??zrichtigenai??? Handelns eine grAi??AYere Bedeutung zugewiesen hAi??tten.
Peter Atanassows knapper, prAi??gnanter Sprache, die er sich in der Arbeit mit den Gefangenen angeeignet hatte, konnten wir gut zuhAi??ren. Im Gegensatz dazu fiel es uns schwerer den langen, pausenreichen AusfA?hrungen des Diplom-Psychologen zu folgen.
AbschlieAYend wies eine sA?damerikanische Kollegin noch einmal auf die vielen Tiermetapher hin, die im Laufe der Diskussion benutzt worden waren. Es bleibt offen, warum sich gerade in die Diskussion zwischen Menschen, die mit Inhaftierten auf AugenhAi??he arbeiten wollen so viele Tiermetapher eingeschlichen haben…

 

10.07.2011, Instituto Cervantes
Podiumsdiskussion
ai???Zusammenarbeit auf AugenhAi??he. Gefahren und Ai??ngste postkolonialen, eurozentristischen Denkens. Chancen und Potentiale von interkulturellen Kooperationenai???
Podium: Alfred Haberkorn (JVA Zeithain), CAi??sar Planes (Universidad en las CA?rceles/Argentinien), Jacqueline Roumeau (CoArtRe/Chile), Matthew Taylor (Escape Artists/GB); Moderation: Till Baumann (TheaterDialog)
Text von Anne Brammen

Eine sehr spannende Fragestellung, doch leider kam es nicht wirklich zur Diskussion, da es HA?rden zu A?berwinden gab, die zu viel Zeit beanspruchten.
Enerseits waren dies Begriffsschwierigkeiten, die auf eine Uneinigkeit A?ber die Definitionen der Elemente der Frage zurA?ckzufA?hren waren. Bereits als Einleitung der Diskussion wurde von Moderator Till Baumann ein Zitat von Peter Atanassow aufgegriffen, durch die Theaterarbeit im GefAi??ngnis wA?rde eine Reflexion A?ber die eigene Kultur und Gesellschaft angestoAYen. Damit erAi??ffnete er eine Diskussion A?ber das Begriffspaar Kultur/InterkulturaltAi??t, die sich durch die gesamte Debatte zog.
Aus dem Publikum kam die soziologische ErlAi??uterung des Begriffs: InterkulturalitAi??t kAi??nne sich auch auf zwei Generationen beziehen, oder letzten Endes auf alle Individuen, die durch ihre Sozialisierung ihre eigene Kultur in sich tragen. CAi??sar Planes brachte an, dass auch er bei seiner Arbeit auf verschiedene Kulturen – oder RationalitAi??ten – stoAYe: die der UniversitAi??t, die demokratisch, also horizontal und die des GefAi??ngnisses, die hierarchisch, also vertikal funktioniere. Matthew Taylor jedoch widersprach ihm indirekt: Als KA?nstler gehe man in ein GefAi??ngnis und gebe den Gefangenen etwas, was sie sonst nicht haben: Theater. Damit entstehe eine Hierarchie zwischen Habenden (KA?nstler) und Nicht-Habenden (Insassen). Die Theaterarbeit im GefAi??ngnis wA?rde damit die gegeben Strukturen nur wiederholen. Eine Ausnahme sei nur die Situation, in der die Gefangenen die KA?nstler zu sich einladen um mit ihnen zu arbeiten.
Leider wurde dieser Frage nicht weiter nachgegangen, da eine andere HA?rde ausdiskutiert wurde: die konfliktreiche Arbeit von CoArtRe in der JVA Zeithain, deren eine Seite (die der Gefangenen/der JVA) bereits am Vortag diskutiert wurde. Bei der Podiumsdiskussion hatte nun Jaqueline Roumeau das Wort und erlAi??uterte ihre Sichtweise. Ihrer Meinung nach fehlte die UnterstA?tzung einer auAYenstehenden und damit unabhAi??ngigen Partei, z.b.

aufBruch. Diese jedoch erwiderten, dass die unabhAi??ngige Partei CoArtRe bei ihrer Arbeit in Chile problematisch gewesen sei, womit fA?r dieses Problem interkultureller Kooperationen keine LAi??sung gefunden wurde.
Es wurden jedoch anhand dieser AusfA?hrungen einige Punkte gefunden, die eine Interkulturelle Kooperation voraussetzen: Alle Parteien mA?ssen ihre AnsprA?che klar Ai??uAYern, jedoch gleichzeitig kompromissbereit sein und miteinander kommunizieren, damit keine MissverstAi??ndnisse, sondern KollektivitAi??t und Respekt die Arbeit prAi??gen. AuAYerdem muss man sich A?ber die Kooperationspartner gut informieren und seine eine Arbeitsweise gegebenenfalls an sei anpassen, z.b. die Zeitplanung betreffend. Um Sprachprobleme zu umgehen brauche man Dolmetscher, die den Themenbereich (in diesem Falle das Theater) ausreichend kennen. Zuletzt sollte natA?rlich ein gewisses MaAY an ProfessionalitAi??t herrschen (wobei auch dieser Begriff wieder zur Diskussion stand) und die ai??zrichtige Menge TheatralitAi??tai??? dazugehAi??ren.
Zum Schluss fasste Holger Syrbe das Symposium und gleichzeitig wohl auch die Podiumsdiskussion als ai??zShakespeare-Dramaai??? zusammen: Konflikte, Intrigen, Verwirrungen, aber auch Spiel, SpaAY und Freude hAi??tten die Veranstaltung durch das Wochenende getragen.

 

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